Erik Hogreve erinnert sich an die Bundesligazeit – und das verpasste Derby
In der Tageblatt-Serie: „Meine schönsten Spiele“ erzählen Sportler von ihren ganz persönlichen Highlights: Heute Erik Hogreve, der 50-jährige Trainer des Handball-Verbandsligisten HG Rosdorf-Grone. Hogreve stand einst im Kader der SG Flensburg-Handewitt und betritt vier Bundesligaspiele.
“Meine schönsten Spiele“ heißt die Tageblatt-Serie, in der Sportler von ihren ganz persönlichen Highlights berichten: Heute Erik Hogreve, der heute 50-jährige Trainer des Handball-Verbandsligisten HG Rosdorf-Grone. Hogreve stand einst als 22 Jahre junger Kreisläufer bei Startrainer Noka Serdarusic ein Jahr lang im Erstliga-Kader der SG Flensburg/Handewitt. Weitere Stationen waren Göttingen 05 und Jahn Gensungen.
Das Jahr 1992 wird Erik Hogreve nie vergessen. Zweimal bimmelte Anfang Mai binnen weniger Tage sein Telefon. Erst meldete sich die legendäre SG Flensburg-Handewitt, dann der VfL Gummersbach, ebenfalls einst einer der großen deutschen Handballvereine.
Angebote aus Flensburg und Gummersbach
„Beide wollten mich haben“, erinnert sich der über zwei Meter große Kreisläufer. Was folgte, war ein Wechselbad der Gefühle. Wohin sollte jener junge Mann gehen, den Späher offensichtlich in der damals abgelaufenen Saison beim ehemaligen Zweitligisten 1. SC Göttingen 05 unter die Lupe genommen hatten. Im Frühjahr 1992 beendete 05 die Saison in der 2. Bundesliga Nord auf Platz vier, hinter der verlustpunktfreien SG Flensburg-Handewitt (52:0 Punkte), des bekannten TuS Nettelstedt sowie dem legendären TSV GWD Minden – eine Saison, die auch für Hogreve nach Maß verlief.
Die Entscheidung fiel schließlich auf die SG Flensburg-Handewitt. „Der Norden hat mich dann einfach gereizt“, sagt Hogreve. „Das war einfach die richtige Entscheidung“, ist er noch heute überzeugt. „Für mich war diese Saison eine mega Erfahrung“, möchte der Kreisläufer diese tolle Zeit nie mehr missen, wenngleich er beim Traditionsverein an der deutsch-dänischen Grenze schnell auf den Boden der Tatsache zurückgeholt wurde. „Zehn Tage vor dem Rundenbeginn habe ich mir den Mittelfußknochen gebrochen“, hatte der Senkrechtstarter damals großes Pech. Dabei stand er im Kader eines ganz großen Vereins, der später Handballgeschichte schrieb.
Vier Bundesligaspiele
Viermal kam Hogreve dennoch, wenn auch sporadisch, zum Einsatz. „Zu einem Tor hatte es aber nie gereicht“, beklagt der Senkrechtstarter, der sich im Windschatten von damaligen Nationalspieler Horst Wiemann durchsetzten musste. Und anderem auch im Spiel beim osthessischen Dorfverein TV Eitra, der Anfang der 1990er Jahre durch die Erfolge seiner Handballabteilung bekannt wurde. Heute ist der Klub längst von der großen Handballkarte verschwunden.
,,In diesen Spiel habe ich gerade einmal einen jämmerlichen Wurf aufs Tor gewagt“, erzählt Hogreve, der sich nach dem Verletzungspech in seinem ersten und einzigen Erstligajahr im Trikot der SV Flensburg-Handewitt an vier sporadische Einsätze erinnert: Gegen Eitra, Hameln, Düsseldorf und den TuS Schutterwald.
Mittelfußknochenbruch verhindert Derby gegen Kiel
„Gegen die roten Teufel aus der Ortenau habe ich mein bestes Spiel gemacht und war 35 Minuten im Einsatz“, berichtet Hogreve mit berechtigtem Stolz. Dann folgte der Traum vom Nordderby der SG Flensburg-Handewitt gegen den THW Kiel. „Ich hatte gute Chancen an diesem großen Tag im Kader zu stehen.“ Doch der Traum platzte wie eine Seifenblase: Hogreve brach sich knapp eine Woche vor dem großen Auftritt im Training erneut den Mittelfußknochen – es war alles aus und vorbei.
Tröstende Worte erhielt der jetzige Rosdorfer Trainer zwischendurch noch vom ehemaligen Spieler und Manager Dierk Schmäschke bei einem privaten Kaffeeplausch. Wobei die damals vierjährige Schmäschke-Tochter Kaja-Kristina immer wieder die Augen verdrehte und fast ehrfürchtig den Zwei-Meter-Mann Hogreve musterte.
Und als der weg war, fragte Kaja verwundert ihren Vater. „Papa, ist Erik ein Riese?“ Der „Riese“ ging später zurück nach Göttingen und erlebte mit so bekannten Spielern wie Dieter Kress, Volker Hempfing, Keeper Stefan Sobotta oder dem aus Dingelstädt stammenden Karsten Wöhler (dem heutigen Manager des Zweitligisten HC Elbflorenz Dresden) schöne Zeiten.
Von Ferdinand Jacksch