Wahlsieg: Seebode löst Weißke ab
Handball: Neue Vereinsvorsitzende der HG Rosdorf-Grone in Kampfabstimmung bei der Mitgliederversammlung gewählt / Meinungsverschiedenheiten im Vorstand
Stehen vor einem Umbruch: Die Oberliga-Männer der HG Rosdorf-Grone wollen unter neuer Vereinsführung in der Spielklasse verbleiben.Foto: Pförtner
Rosdorf. Nur selten wird das Amt des Vorsitzenden bei Breitensportvereinen per Kampfabstimmung vergeben. Bei der HG Rosdorf-Grone kam es nun dazu. Das Resultat: Mit sechs Stimmen Vorsprung wurde Inken Seebode von den 107 bei der Generalversammlung anwesenden Mitgliedern gewählt. Sie löst ihren Kontrahenten Jürgen Weißke ab.
Seit Gründung der HG 2005 hat Weißke den Klub angeführt. Das abrupte Ende kommt unfreiwillig. „Es hat schon länger im Vorstand gegoren“, sagt der 62-Jährige. Die Zusammenarbeit zwischen ihm und seiner Stellvertreterin Seebode sei zunehmend schwieriger geworden. „Mehr möchte ich dazu in der Öffentlichkeit aber nicht sagen“, so Weißke.
Seebode bestätigt, dass es im Vorfeld der Wahl Meinungsverschiedenheiten gegeben hat, präzisiert aber: „Nicht nur ich, sondern auch Kassenwartin Sandra Ackert und der damalige Jugendwart Jan Bergolte waren in einigen Punkten uneins mit Jürgen Weißke.“ Beide Seiten betonen, dass es sich dabei eher um die sportliche Ausrichtung des Vereins als um persönliche Animositäten gehandelt habe, möchten aber keine weitere Stellung beziehen.
Weißke ist von seiner Demission tief getroffen. „Das war mein Leben“, beteuert der Rosdorfer enttäuscht. In der Tat dreht sich in seiner Vita vieles um Handball. Von 1974 bis 1984 fungierte er als Abteilungsleiter seines Heimatvereins MTV Grone, war von 1990 bis 2010 im geschäftsführenden Vorstand der Handballregion Süd-Niedersachsen tätig. „Dass es nun so zu Ende geht, ist traurig, aber ich habe mit dem Thema abgeschlossen“, erzählt Weißke, der als Fahrdienstleiter bei der Deutschen Bahn in Eichenberg arbeitet. Er sei sich nicht einmal sicher, ob er die Spiele der Oberliga-Männer und -Frauen vor Ort in der Sporthalle am Siedlungsweg beobachten werde: „Ich schaue mir das zunächst aus der Ferne an.“
Vom in Handballkreisen kolportierten Gerücht über den Rückzug einiger Sponsoren aufgrund seiner Abwahl sei ihm nichts bekannt. „Es wäre traurig, wenn sich ein Unterstützer deswegen zurückziehen würde“, unterstreicht Weißke. Auch Seebode weiß nichts von derartigen Tendenzen. „Schließlich wird die Sportart gefördert und nicht eine einzelne Person“, sagt sie. Weißke habe großartige Arbeit geleistet und „die HG dorthin geführt, wo sie jetzt ist. Meine Hochachtung“, ergänzt Seebode.
Die 45-jährige Bürokauffrau legt Wert darauf, dass im neuen Vorstand als Team gearbeitet wird. Sie kümmere sich primär um den weiblichen Bereich, ihr Stellvertreter Thomas Koch um den männlichen. „Ich sehe mich nicht alleine an der Vereinsspitze“, bemerkt Seebode.
Ziele in den kommenden zwei Jahren seien die Weiterführung der guten Jugendarbeit sowie der Klassenverbleib der Männer und Frauen in der Oberliga. „Beide Teams haben einen Umbruch zu bewältigen. Uns ist bewusst, dass wir nicht oben mitspielen werden. Wir werden aber dafür kämpfen, in der Oberliga zu bleiben, um den Jugendlichen eine Perspektive zu bieten“, sagt Seebode. Ein weiterer Schritt sei die Rückkehr in die Jugend-Oberliga, vielleicht gelinge der weiblichen A-Jugend in der kommenden Saison der Aufstieg. „Und außerdem müssen wir zusehen, wieder mehr Kinder zum Handball zu bewegen. Mit je zwei Mädchen-Mannschaften im Minibereich und bei den E-Junioren geht es uns vergleichsweise noch gut, aber es wird immer schwieriger.“
Die neue Vereinschefin ist Handballerin durch und durch. Für die Dritten Damen ist sie in der Regionsklasse nach wie vor am Ball aktiv. Ihr Mann Martin spielt in der dritten Herren-Vertretung. Sohn Niklas hütet künftig das Tor in der Oberliga, sein jüngerer Bruder Torben steht im Kader der A-Jugend.
Den gewählten HG-Vorstand komplettieren neben Seebode und Koch Jugendwart Kai von Roden, Kassenwartin Sandra Ackert, Spiel- und Passwart Jan Bergolte sowie Schiedsrichterwart Michael Thormann. Ein Verantwortlicher für die Öffentlichkeitsarbeit wurde noch nicht bestimmt.
Von Rupert Fabig
Göttinger Tageblatt, 22.06.2017, S. 23