Ungeliebt, aber Pflicht
HVN-Pokal: Die Handballer der Region treten am Wochenende zu den Erstrunden-Turnieren an
Göttingen. Die erste Runde des HVN-Pokals der Handballer steht an – und die Vorfreude ist nicht besonders groß. Nach wie vor gibt es Kritik am Modus, auch wenn einige Trainer aus der Region zumindest die Möglichkeit zu testen würdigen.
„Komplett negativ wie in den vergangenen Jahren sehen wir den HVN-Pokal nicht“, unterstreicht Lennart Pietsch, Trainer des Handball-Oberligisten HG Rosdorf-Grone. Die HG ist Gastgeber eines starken Erstrunden-Turniers, an dem am Sonnabend von 14.30 Uhr an neben der HG mit der TG Münden und der HSG Plesse-Hardenberg zwei weitere Oberligisten teilnehmen. Außerdem tritt der Verbandsligist Eintracht Hildesheim II an.
„Wir haben vier Turniere in Südniedersachsen, und bei einem treten drei Oberligisten an und bei dem anderen drei Landesligisten“, klagt Pietsch. „Interessanter wäre doch, wenn die Oberligisten gesetzt wären. Dann träfen in der nächsten Runde alle Oberligisten aufeinander. Das wäre für die Zuschauer reizvoller, und die Bude wäre voll“, unterstreicht der HG-Trainer.
Auch Yunus Boyraz, Trainer des Verbandsligisten MTV Geismar, der in Uslar antritt, weiß, das der Cup „nicht ganz so beliebt ist“. Der Pokalwettbewerb ist für ihn so etwas wie der 27. Spieltag, „und wenn du gewinnst, kommt noch ein 28. Spieltag dazu“. Der Kalender sei „einfach relativ voll, und ansonsten haben wir kein Wochenende mehr zur Verfügung. Punktspiele unter der Woche scheitern einfach auch an der großen Entfernung.“
Möglicherweise komme der Wettbewerb Mannschaften entgegen, die über einen großen Kader verfügten. „Das ist für sie vielleicht eine gute Möglichkeit zu testen.“ Für Teams mit einem kleinen Kader sei der Wettbewerb, der eine Pflichtveranstaltung des Verbandes ist, schwierig.
Dietmar Böning-Grebe, Trainer der HSG Plesse-Hardenberg, kritisiert die Turnierform mit drei Spielen über jeweils zweimal 15 Minuten. „Irgendwo will man doch eine Woche vor dem Serienstart eine Generalprobe spielen, und da benötigt man ein vernünftiges 60-Minuten-Spiel“, verdeutlicht er. „Das ist aber von dieser Turnierform, bei der man 15-Minuten-Halbzeiten spielt und dann einen halben Tag sitzt und wartet, weit weg.“
Außerdem seien nach seinem Verständnis Pokalspiele Begegnungen „zwischen David und Goliath“ – und auch in dieser Hinsicht werde der HVN-Pokal den Erwartungen nicht gerecht. „Gut ist, dass wir ein Turnier vor der Haustür haben, das Augenmerk liegt aber ganz klar auf dem Start der Serie gegen Nienburg.“
Artur Mikolajczik, Trainer des Oberligisten TV Jahn Duderstadt, der am Sonntag in Herzberg antritt, geht noch einen Schritt weiter: Der Fokus liege eindeutig auf dem Testspiel am Sonnabend beim hessischen Fünftligisten TSG Dittershausen. „Der Pokal kann eine schöne Sache sein, aber wir müssen sehen, dass wir aufgrund von Verletzungen gegen Ende der Vorbereitungsphase das Programm etwas runterfahren. Und das Testspiel am Sonnabend ist schon länger geplant“, sagt Mikolajczik.
„Es fehlt die Attraktivität“, sagt Pietsch über den Pokal – und auch die Perspektive: Hätten die Außenseiter vor einigen Jahren noch darauf hoffen können, in der vierten Runde auf einen „dicken Fisch“ zu treffen, benötige man im aktuellen Modus gut zwei Jahre: Über den HVN-Pokal qualifiziere man sich für den DHB-Amateurpokal, und erst dann, wenn man das „Final Four“ des Wettbewerbs erreicht habe, könne man sich Hoffnungen machen, auf „etwas Großes“ zu treffen. Das allerdings ist für einen Oberligisten dann doch etwas unwahrscheinlich – fast so wie ein einträglicher Lottogewinn.
Von Eduard Warda
Spiele am Sonnabend und Sonntag
Die interessanteste Gruppe in der ersten Runde des HVN-Pokals wird am Sonnabend ab 14.30 Uhr mit drei heimischen Oberligisten ausgetragen. Gastgeber HG Rosdorf-Grone, HSG Plesse-Hardenberg, Aufsteiger TG Münden und der Verbandsligist Eintracht Hildesheim II treffen jeweils aufeinander. Es spielt jeder gegen jeden über jeweils zweimal 15 Minuten. Der Gruppensieger kommt eine Runde weiter. „Plesse sollte favorisiert sein“, unterstreicht HG-Trainer Lennart Pietsch. „Das hat man in den Testspielen gesehen. Sie haben einen Kader, der über mehrere Jahre eingespielt ist.“ Die anderen drei Mannschaften hätten ein ähnliches Niveau: „Der erste Platz sollte weg sein, aber dahinter ist alles möglich.“
In der Gruppe zwölf trifft am Sonnabend ab 15 Uhr in Uslar (Gymnasium-Sporthalle) der Verbandsligst MTV Geismar auf den favorisierten Oberligisten SG Börde Handball, die SV Alfeld und den Gastgeber HSG Schoningen/Uslar/Wiensen. „Wir wollen diverse Situationen durchtesten“, sagt MTV-Coach Yunus Boyraz. „Wir nutzen den Pokal zum Testen. Es ist halt die heiße Phase vor dem Saisonstart.“ In der Bovender Halle am Wurzelbruchweg hat am Sonnabend ab 14.30 Uhr Landesligist SG Spanbeck/Billingshausen, MTV Moringen, HSG Rhumetal und den Northeimer HC II zu Gast. war/nd
Bildunterschrift: „Es fehlt die Attraktivität“: Lennart Pietsch, Trainer des Handball-Oberligisten HG Rosdorf-Grone. Foto: Schneemann.
Quelle: Göttinger-Tageblatt, 25.08.2017 Seite 24